Grube Georg (Willroth): Unterschied zwischen den Versionen
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entwickelte sich das Bergwerk zu einem der bedeutendsten in der Region.<br> | entwickelte sich das Bergwerk zu einem der bedeutendsten in der Region.<br> | ||
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− | + | == <span style="white-space:nowrap">Die Anfänge </span>auf dem Willrother Berg<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | |
− | + | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref>== | |
+ | Aus der [[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]] geht hervor, dass der Bergbau rund um Horhausen bereits im 14. Jahrhundert betrieben wurde. Von 1338 bis 1664 waren die dortigen Bergwerke als Trierisches Lehen im Besitz der [[Grafen von Isenburg]]. Ab 1664 waren [[Kur-Trier]] und die [[Grafen von Nassau-Weilburg]] die Eigentümer. Der Abbau fand damals nicht kontinuierlich statt.<br> | ||
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+ | == <span style="white-space:nowrap">Die erste </span>Maschinenschachtanlage<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2020|Titel=[[Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument)]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Willroth|Verlag=unveröffentlichtes Manuskript|Seiten=}}</ref> == | ||
+ | Der Willrother Bergbau, der seit 1769 in kontinuierlichem Abbau stand, unterstand dem Sayner Hüttenamt. Der Pingenbetrieb erwies sich hier als ergiebig. Zur Teufe hin trat schnell Spateisenstein auf. Der oberflächennahe Brauneisenstein kam nur in geringen Mengen vor. In den oberen Bereichen fand man zudem anfangs noch reichere Blei- und Kupfererze, die mit zunehmender Teufe jedoch schnell weniger wurden.<br> | ||
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+ | Bereits 1811 entschied man sich daher zum Bau des "Tiefen Georgstollens", der das Vorkommen in etwa 70 Metern Teufe unterfuhr und den Betrieb in das tieferliegende Grenzbachtal entwässerte. Bis 1882 erfolgte der Abbau der Erze nur oberhalb dieser Stollensohle.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | === Die Zeit von Alfred Krupp === | ||
+ | 1815 erwarb der preußische Staat die Grube Georg sowie die Grube Louise und verkaufte diese 1865 an die [[Firma Friedrich Krupp (Essen)|Firma Alfred Krupp (Essen)]].<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref> Dieser erwarb die Sayner Hütte, mit der bereits zu kurtrierischen Zeiten die Erzvorkommen in den Horhauser Gruben verbunden waren. Krupp trieb die industrielle Entwicklung des Bergbaus voran.<ref>{{Zitat|Seiten=591|vor= | ||
+ | vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | Der Abbau in ersten Gesenken unterhalb der Sohle des "Tiefen Georgstollens" zeigte sich sehr ergiebig, so dass man sich spätestens 1869 für den Bau einer Schachtanlage entschied. Bereits 1857 hatte man die ebenfalls auf dem [[Horhauser Gangzug]] liegende [[Grube Friedrich Wilhelm (Horhausen)|Grube Friedrich Wilhelm]] als erstes Bergwerk in der Region mit einer Dampfmaschine ausgestattet. Diesem Beispiel wollte man nun folgen. Die Anlage diente für die nächsten 30 Jahre als Förderschacht.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2020|Titel=[[Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument)]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Willroth|Verlag=unveröffentlichtes Manuskript|Seiten=}}</ref><br> | ||
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+ | Die Jahresförderung erhöhte sich von 1.250 Tonnen im Jahr 1850 auf 4.500 Tonnen im Jahr 1864. Die Verhüttung der Erze erfolgte in der [[Sayner Hütte (Bendorf)|Sayner Hütte]].<ref>{{Zitat|Seiten=591|vor=vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | Im Jahr 1884 belief sich die Förderung der Grube Georg bereits auf 12.248 Tonnen Spateisenstein, 71 Tonnen Kupfererze und 21 Tonnen Bleierze. Diese erfolgte mit Hilfe einer 20 PS starken Dampfmaschine, die gleichzeitig für die Wasserhaltung genutzt wurde.<ref>{{Zitat|Seiten=60|vor=vgl. | ||
+ | |Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref> | ||
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+ | === Ein zweiter Schacht? === | ||
+ | Im Zechenbuch findet sich ein Vermerk aus dem Jahr 1901. Man wollte etwa 100 Meter südwestlich des ersten Maschinenschachts einen neuen Schacht abteufen. Vermutlich war dies aufgrund der zu kleinen Dimension des bisherigen Maschinenschachts erforderlich geworden. Dieser sollte mit Querschlägen auf der 100- und 195-Meter-Sohle angebunden werden. Bei deren Vortrieb traf man hier jedoch auf schlechte geologische Verhältnisse. Zudem hatte man in der Nähe des angesetzten Schachtpunktes abbauwürdige Erzvorkommen angetroffen, so dass man das Vorhaben einstellte. Stattdessen wurde der bestehende Schacht erweitert. Hierzu wurde der Bergwerksbetrieb gestundet.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2020|Titel=[[Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument)]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Willroth|Verlag=unveröffentlichtes Manuskript|Seiten=}}</ref><br> | ||
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+ | === Die Grube gewinnt an Teufe === | ||
+ | Bereits im September 1902 stand die Grube wieder in vollem Betrieb. Die Erweiterung des Schachtes hatte man auch für das weitere Abteufen genutzt. 1903 wurde die 230 Meter-Sohle aufgeschlossen. Kurz zuvor, im Jahr 1898, hatte man bereits den Förderturm in ein Stahlgerüst umgebaut. Mit der Erweiterung der Seilfahrtgenehmigung konnte man nun den Betrieb der Grube Georg deutlich verbessern.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2020|Titel=[[Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument)]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Willroth|Verlag=unveröffentlichtes Manuskript|Seiten=}}</ref><br> | ||
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+ | 1899 errichtete man eine Seilbahn bis zur Grube Louise. Hierüber konnten nun die Erze zur Grube Louise verbacht werden. Die Förderung wurde von 23.545 Tonnen im Jahr 1898 bis auf 31.098 Tonnen im Jahr 1908 gesteigert.<ref>{{Zitat|Seiten=594|vor=vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | Im Jahr 1892 kaufte die Firma Krupp das [[Grube Girmscheid (Oberhonnefeld)|Grubenfeld Girmscheid]] von den Fürsten zu Wied und vereinigte es mit der Grube Georg. 1909 wurde dieser Bereich erstmals auf der 230 Meter-Sohle von Grube Georg aus unterfahren.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | Bis nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Grube Georg jedoch erst die 265 Meter-Sohle erreicht. Die Förderanlagen wurden immer noch mit Dampf betrieben, moderne Aufbereitungsanlagen fehlten weitgehend und die geförderten Erze mussten per Hand zerkleinert und verlesen werden. Zur schlechten wirtschaftlichen Lage trug auch die unzureichende Verkehrsanbindung bei.<ref>{{Zitat|Seiten=591|vor= | ||
+ | vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | == Die Sieg-Lahn Bergbaugesellschaft mbH == | ||
+ | Im Jahr 1926 verkaufte Krupp die Grube Georg an die Sieg-Lahn Bergbaugesellschaft mbH. Diese führte in den Jahren 1928/29 eine grundlegende Modernisierung durch. Ein neues, 38 Meter hohes Fördergerüst und eine Roherzaufbereitung wurden errichtet. Zudem erhielt die Grube Georg eine elektrische Fördermaschine und eine neue Tagesanlage mit Waschkaue für die Belegschaft. Die Förderkapazität konnte nun auf 50.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden.<ref>{{Zitat|Seiten=594|vor=vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | === Die Weltwirtschaftskrise === | ||
+ | Die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren hinterließ auch im Westerwald tiefe Spuren. Die Siegerländer Eisenerzförderung brach von 1929 mit etwa 2,2 Millionen Tonnen bei 6.800 Bergleuten auf nur noch 510.000 Tonnen bei 2.200 Bergleuten im Jahr 1932 ein.<ref>{{Zitat|Seiten=146|vor=vgl. | ||
+ | |Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Im Siegerländer-Wieder Revier wurden zahlreiche Bergwerke geschlossen.<ref>{{Zitat|Seiten=146|vor=vgl. | ||
+ | |Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
+ | Die Grube Georg war bereits 1928 wegen des Schachtumbaus gestundet worden. Zu dieser Zeit arbeiteten zwischen 200 und 240 Bergleute in Willroth. Durch die Weltwirtschaftskrise kam es anschließend nach kurzer Wiederinbetriebnahme zur erneuten Schließung. Dies lag auch am teuren Erztransport mit der Seilbahn und einer Schmalspurbahn. 1930 betrug daher die Belegschaft nur noch 4 Mann, die mit der Wasserhaltung beschäftigt waren.<ref>{{Zitat|Seiten=138|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | === Kriegsjahre === | ||
+ | Vom 19. März 1945 an stand die Grube Georg unter Artilleriebeschuss. Am 23. März erhielt das Aktenzimmer im Zechenhaus einen Volltreffer. Einen Tag später wurden die Streben des Fördergerüsts von Schacht I von einem deutschen Kommando gesprengt. Dieses sollte als möglicher Beobachtungsturm an der Autobahn nicht den anrückenden Alliierten in die Hände fallen. Die Sprengung und das anschließende Artilleriefeuer richteten schwere Schäden an der Tagesanlage an. Am 25. März wurde die Grube Georg von amerikanischen Truppen besetzt.<ref>{{Zitat|Seiten=161|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | In der Folge stand die Grube Georg unter französischer Verwaltung mit Sitz in Koblenz. Da die Erze bei der Besatzungsregierung begehrt waren, wurde das gesprengte Fördergerüst kurzfristig wieder aufgebaut. Nach der Wiederinbetriebnahme der Eisenbahnlinien in der Region wurde auch wieder mit dem Erzversand begonnen.<ref>{{Zitat|Seiten=163|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Bereits 1946 war die Grube Georg erneut betriebsbereit. Aufgrund der unregelmäßigen Stromversorgung konnte die Erzgewinnung jedoch noch nicht aufgenommen werden. Im September des Jahres wurde der Betrieb dann wieder in geringem Umfang und mit 96 Bergleuten angefangen.<ref>{{Zitat|Seiten=164|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | 1947 erreichte die Grube Georg eine Förderung von 55.528 Tonnen Spateisenstein mit 235 Bergleuten.<ref>{{Zitat|Seiten=164|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | === Die Blütezeit der Grube Georg === | ||
+ | Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit führte zu einer deutlichen Absatzsteigerung. Gleichzeitig nahm jedoch die Sorge nach dem Versiegen der Erzvorkommen zu. 1953 wurde die Erzbergbau Siegerland AG gegründet, unter der nun 5.039 Bergleute und 418 Angestellte in der Region vereinigt wurden. Ziel war die Entwicklung effizienter Betriebsstrukturen im gesamten Siegerländer Westerwälder Erzrevier.<ref>{{Zitat|Seiten=166|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Auf Grube Georg entwickelten sich die Erzaufschlüsse weiter positiv. Der tektonisch stark zerrissene Erzgang hatte sich zur Teufe hin zu einem mächtigen Spatmittel geschlossen. Daher entschied man sich zum Bau eines zweiten Förderschachtes. Dieser wurde nun sowohl von der Tagesoberfläche, von der 500 und von der 550 Meter-Sohle aus hergestellt. Die Fertigstellung erfolgte 1953. Im neuen Schacht konnten nun 4 Förderwagen gleichzeitig gehoben werden. Zudem wurde unter Tage nahezu eine Vollmechanisierung erreicht. Damit stieg die Tagesförderung auf 700 bis 750 Tonnen.<ref>{{Zitat|Seiten=172|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Auch die Tagesanlagen wurden erweitert. Schacht 2 erhielt Lesebänder, eine magnetische Rostaufbereitung und ein neues Zechenhaus. Am 19. Juni 1954 ging die gesamte neue Anlage in Betrieb. An der Eröffnungsfeier nahm auch der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Dr. Peter Altmeier, teil.<ref>{{Zitat|Seiten=172|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Schacht I wurde nun weitgehend als Wetterschacht genutzt und die alten Aufbereitungsanlagen zurückgebaut. Die tägliche Förderung belief sich im Jahr 1960 auf 740 Tonnen, das entsprach 17.020 Tonnen im Monat. Der Abbau erfolgte im Firstenstoßbau mit Schrappern.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182|Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | Der Wasserzulauf auf Grube Georg war mit 0,9 m³/min sehr gering. Zudem wurde eine aktive Bewetterung nur in Vorrichtungs- und Untersuchungsstrecken benötigt.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref> | ||
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+ | === Die Aufbereitungsanlagen === | ||
+ | In den 1960er Jahren erfolgte die Aufbereitung der Erze durch eine Vorzerkleinerung mit Lesebändern für die Grobberge und den kupferhaltigen Spat. Anschließend wurden die Erze in sechs Hochleistungsröstöfen und einer elektromagnetischen Aufbereitung weiterverarbeitet.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | Neben der Rosterzaufbereitung wurde auf Grube Georg auch Chalkopyrit als Kupferzrohhaufwerk als Nebenprodukt aufbereitet. Die kupferhaltigen Erze wurden mit LKW in die Flotationsanlage der ehemaligen Grube Victoria nach Littfeld nördlich von Siegen gefahren.<ref>{{Zitat|Seiten=595|vor=vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | === Der Transport der Erze === | ||
+ | Der Erztransport wurde auf Grube Georg im Laufe der Zeit sehr unterschiedlich organisiert.<br> | ||
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+ | Der Transport der Erze aus den Horhauser Gruben erfolgte zunächst mit Pferdefuhrwerken zur [[Sayner Hütte (Bendorf)|Sayner Hütte]].<ref>{{Zitat|Seiten=|vor= | ||
+ | |Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | Die zunehmende Technisierung der Grube Georg führte 1899 zum Bau einer Drahtseilbahn zur [[Grube Louise (Bürdenbach)|Grube Louise]]. Diese verfügte über eine Schmalspurbahn, mit der man die Erze zur Eisenbahnlinie am Bahnhof Seifen transportierte. Die Drahtseilbahn war etwa 4 Kilometer lange und führte von den Aufbereitungsanlagen der Grube Georg bis zur Verladung an der Grube Louise. Hier wurden die Erze dann gemeinsam mit denen der Grube Louise weitertransportiert.<ref>{{Zitat|Seiten=60|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Nachdem die [[Grube Louise (Bürdenbach)|Grube Louise]] 1929 geschlossen worden war, wurde bald danach auch die Schmalspurbahn aus Kostengründen stillgelegt. Nach der Wiederinbetriebnahme der Grube Georg erfolgte der Erztransport nun mit LKW zum Bahnhof Oberlahr, wo bereits 1912 die [[Die Eisenbahngeschichte des mittleren Wiedtals|Wiedtalbahn]] gebaut worden war.<ref>{{Zitat|Seiten=594|vor=vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
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+ | Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte der Abtransport der Erze mit LKW zum 14 Kilometer entfernten Bahnhof Dierdorf, da die Eisenbahnlinie im Wiedtal nicht wieder in Betrieb genommen worden war. In Dierdorf wurden die Erze auf die Eisenbahnlinie Altenkirchen-Koblenz verladen.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref> | ||
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+ | === Auf der Suche nach neuen Erzvorkommen === | ||
+ | Von der Grube Georg aus wurden im Laufe der Zeit verschiedene Untersuchungsstrecken vorgetrieben. Hiermit versuchte man neue Erzvorkommen zu erkunden.<br> | ||
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+ | In den Jahren 1936 bis 1943 untersuchte man von der 350 Meter-Sohle aus das Grubenfeld Nörr. Hiermit wollte man gleichzeitig eine Fortsetzung der Georggänge in nördliche Richtung untersuchen. Im Feld Nörr traf man ebenfalls nur unbauwürdige Gangbereiche an.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182|Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | In den Jahren 1942 bis 1944 versuchte man weiter südlich, in Richtung der [[Grube Girmscheid (Oberhonnefeld)|Grube Girmscheid]], weitere Vorkommen zu finden. Die 1.100 m lange Strecke erbrachte keine nennenswerten Ergebnisse.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182|Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref> | ||
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+ | Zwischen 1953 und 1961 trieb man auf der 500 Meter-Sohle eine Strecke unter das Feld [[Grube Catharinenglück (Oberhonnefeld)|Catharinenglück]], im Bereich der Grube Louisenglück und Alexander. Mit mehreren Suchquerschlägen erreichte der Stollenvortrieb eine Gesamtlänge von 4.700 Metern. Man traf jedoch nur verquarzte, unbauwürdige Gangzonen an.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182|Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | Im Jahr 1960 unterfuhr man auf der 550 Meter-Sohle die [[Grube Friedrich Wilhelm (Horhausen)|Grube Friedrich Wilhelm]]. Hier traf man einige Gangstücke an.<ref>{{Zitat|vor=|Seiten=182| | ||
+ | Titel=[[Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf]]|Autor=Hoffmann, A.|Jahr=1964|Erscheinungsort=Essen|Verlag=Glückauf}}</ref><br> | ||
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+ | === Absatzprobleme und Grubenschließungen === | ||
+ | Bereits Ende der 1950er Jahre nahmen die Absatzprobleme für das verhältnismäßig teure Siegerländer Eisenerz zu. Zum einen konnten aus Übersee günstige Erze importiert werden, gleichzeitig stiegen die Betriebskosten, auch durch ansteigende Lohn- und Sozialkosten, deutlich an. Im Siegerland wurden in der Folge zahlreiche unrentable Bergwerke geschlossen. Gleichzeitig wurden einzelne, noch rentabel arbeitende Bergwerke weiter modernisiert und zusammengelegt. Schließlich blieben nur die [[Grube Eupel (Hövels)]], die [[Grube Füsseberg (Daaden)]] und die Grube Georg übrig. Hier arbeiteten insgesamt noch 2.000 Bergleute.<ref>{{Zitat|Seiten=182|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Die Hüttenwerke an der Ruhr kündigten nun an, ab dem 1. April 1965 kein Erz mehr aus dem Siegerland abzunehmen. Zum 31. März 1965 wurden die letzten Bergwerke im Siegerland, darunter auch die Grube Georg, endgültig stillgelegt. Die Restmenge an Spateisenstein in den bekannten Vorkommen wird auf 35 Millionen Tonnen geschätzt.<ref>{{Zitat|Seiten=184|vor=vgl.|Koch, H.-G.|Jahr=1982|Titel=Erzväter|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Siegen|Verlag=Gudrun Koch}}</ref><br> | ||
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+ | Alleine zwischen 1949 und 1965 waren auf der Grube Georg 1,7 Millionen Tonnen Spateisenstein und 5.000 Tonnen Kupfererze gefördert worden.<ref>{{Zitat|Seiten=595|vor=vgl.|Autor=Golz, R. et.al.|Jahr=2012|Titel=[[Siegerland & Westerwald]]|Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Salzhemmendorf|Verlag=Bode}}</ref><br> | ||
== Fotos von Grube Georg == | == Fotos von Grube Georg == | ||
<gallery mode="slideshow" width=auto> | <gallery mode="slideshow" width=auto> | ||
Datei:Georg_Willroth_Drohne2019.jpg|''Grube Georg im Herbst 2019<small> <br>(Fotograf: mantomedia 2019)</small>'' | Datei:Georg_Willroth_Drohne2019.jpg|''Grube Georg im Herbst 2019<small> <br>(Fotograf: mantomedia 2019)</small>'' | ||
+ | Datei: Grube Georg MM 21 01.jpg|''Neue Beleuchtung der Grube Georg im Dezember 2021<small> <br>(Fotograf: mantomedia 2021)</small>'' | ||
+ | Datei: Grube Georg Orange MM 21 05.jpg|''Beleuchtung der Grube Georg am "Orange Day" im Dezember 2021<small> <br>(Fotograf: mantomedia 2021)</small>'' | ||
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[[Kategorie:Grube Georg (Willroth)]] | [[Kategorie:Grube Georg (Willroth)]] | ||
[[Kategorie:Geopunkte im Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus]] | [[Kategorie:Geopunkte im Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus]] | ||
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+ | [[Kategorie:Beiträge von Roger Lang]] | ||
+ | [[Kategorie:Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld]] | ||
+ | [[Kategorie:Firma Friedrich Krupp (Essen)]] |
Aktuelle Version vom 22. September 2025, 10:07 Uhr
Grube Georg (Willroth) | |
---|---|
GeoPunkt im Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus | |
Steckbrief | |
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Das heute noch weithin sichtbare Fördergerüst der Grube Georg an der Autobahn A3 ist das letzte
des Westerwälder-Siegerländer Erzbergbaus. Im Rahmen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert
entwickelte sich das Bergwerk zu einem der bedeutendsten in der Region.
Die Anfänge auf dem Willrother Berg[1]
Aus der Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf geht hervor, dass der Bergbau rund um Horhausen bereits im 14. Jahrhundert betrieben wurde. Von 1338 bis 1664 waren die dortigen Bergwerke als Trierisches Lehen im Besitz der Grafen von Isenburg. Ab 1664 waren Kur-Trier und die Grafen von Nassau-Weilburg die Eigentümer. Der Abbau fand damals nicht kontinuierlich statt.
Die erste Maschinenschachtanlage[2]
Der Willrother Bergbau, der seit 1769 in kontinuierlichem Abbau stand, unterstand dem Sayner Hüttenamt. Der Pingenbetrieb erwies sich hier als ergiebig. Zur Teufe hin trat schnell Spateisenstein auf. Der oberflächennahe Brauneisenstein kam nur in geringen Mengen vor. In den oberen Bereichen fand man zudem anfangs noch reichere Blei- und Kupfererze, die mit zunehmender Teufe jedoch schnell weniger wurden.
Bereits 1811 entschied man sich daher zum Bau des "Tiefen Georgstollens", der das Vorkommen in etwa 70 Metern Teufe unterfuhr und den Betrieb in das tieferliegende Grenzbachtal entwässerte. Bis 1882 erfolgte der Abbau der Erze nur oberhalb dieser Stollensohle.[3]
Die Zeit von Alfred Krupp
1815 erwarb der preußische Staat die Grube Georg sowie die Grube Louise und verkaufte diese 1865 an die Firma Alfred Krupp (Essen).[4] Dieser erwarb die Sayner Hütte, mit der bereits zu kurtrierischen Zeiten die Erzvorkommen in den Horhauser Gruben verbunden waren. Krupp trieb die industrielle Entwicklung des Bergbaus voran.[5]
Der Abbau in ersten Gesenken unterhalb der Sohle des "Tiefen Georgstollens" zeigte sich sehr ergiebig, so dass man sich spätestens 1869 für den Bau einer Schachtanlage entschied. Bereits 1857 hatte man die ebenfalls auf dem Horhauser Gangzug liegende Grube Friedrich Wilhelm als erstes Bergwerk in der Region mit einer Dampfmaschine ausgestattet. Diesem Beispiel wollte man nun folgen. Die Anlage diente für die nächsten 30 Jahre als Förderschacht.[6]
Die Jahresförderung erhöhte sich von 1.250 Tonnen im Jahr 1850 auf 4.500 Tonnen im Jahr 1864. Die Verhüttung der Erze erfolgte in der Sayner Hütte.[7]
Im Jahr 1884 belief sich die Förderung der Grube Georg bereits auf 12.248 Tonnen Spateisenstein, 71 Tonnen Kupfererze und 21 Tonnen Bleierze. Diese erfolgte mit Hilfe einer 20 PS starken Dampfmaschine, die gleichzeitig für die Wasserhaltung genutzt wurde.[8]
Ein zweiter Schacht?
Im Zechenbuch findet sich ein Vermerk aus dem Jahr 1901. Man wollte etwa 100 Meter südwestlich des ersten Maschinenschachts einen neuen Schacht abteufen. Vermutlich war dies aufgrund der zu kleinen Dimension des bisherigen Maschinenschachts erforderlich geworden. Dieser sollte mit Querschlägen auf der 100- und 195-Meter-Sohle angebunden werden. Bei deren Vortrieb traf man hier jedoch auf schlechte geologische Verhältnisse. Zudem hatte man in der Nähe des angesetzten Schachtpunktes abbauwürdige Erzvorkommen angetroffen, so dass man das Vorhaben einstellte. Stattdessen wurde der bestehende Schacht erweitert. Hierzu wurde der Bergwerksbetrieb gestundet.[9]
Die Grube gewinnt an Teufe
Bereits im September 1902 stand die Grube wieder in vollem Betrieb. Die Erweiterung des Schachtes hatte man auch für das weitere Abteufen genutzt. 1903 wurde die 230 Meter-Sohle aufgeschlossen. Kurz zuvor, im Jahr 1898, hatte man bereits den Förderturm in ein Stahlgerüst umgebaut. Mit der Erweiterung der Seilfahrtgenehmigung konnte man nun den Betrieb der Grube Georg deutlich verbessern.[10]
1899 errichtete man eine Seilbahn bis zur Grube Louise. Hierüber konnten nun die Erze zur Grube Louise verbacht werden. Die Förderung wurde von 23.545 Tonnen im Jahr 1898 bis auf 31.098 Tonnen im Jahr 1908 gesteigert.[11]
Im Jahr 1892 kaufte die Firma Krupp das Grubenfeld Girmscheid von den Fürsten zu Wied und vereinigte es mit der Grube Georg. 1909 wurde dieser Bereich erstmals auf der 230 Meter-Sohle von Grube Georg aus unterfahren.[12]
Bis nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Grube Georg jedoch erst die 265 Meter-Sohle erreicht. Die Förderanlagen wurden immer noch mit Dampf betrieben, moderne Aufbereitungsanlagen fehlten weitgehend und die geförderten Erze mussten per Hand zerkleinert und verlesen werden. Zur schlechten wirtschaftlichen Lage trug auch die unzureichende Verkehrsanbindung bei.[13]
Die Sieg-Lahn Bergbaugesellschaft mbH
Im Jahr 1926 verkaufte Krupp die Grube Georg an die Sieg-Lahn Bergbaugesellschaft mbH. Diese führte in den Jahren 1928/29 eine grundlegende Modernisierung durch. Ein neues, 38 Meter hohes Fördergerüst und eine Roherzaufbereitung wurden errichtet. Zudem erhielt die Grube Georg eine elektrische Fördermaschine und eine neue Tagesanlage mit Waschkaue für die Belegschaft. Die Förderkapazität konnte nun auf 50.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden.[14]
Die Weltwirtschaftskrise
Die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren hinterließ auch im Westerwald tiefe Spuren. Die Siegerländer Eisenerzförderung brach von 1929 mit etwa 2,2 Millionen Tonnen bei 6.800 Bergleuten auf nur noch 510.000 Tonnen bei 2.200 Bergleuten im Jahr 1932 ein.[15]
Im Siegerländer-Wieder Revier wurden zahlreiche Bergwerke geschlossen.[16]
Die Grube Georg war bereits 1928 wegen des Schachtumbaus gestundet worden. Zu dieser Zeit arbeiteten zwischen 200 und 240 Bergleute in Willroth. Durch die Weltwirtschaftskrise kam es anschließend nach kurzer Wiederinbetriebnahme zur erneuten Schließung. Dies lag auch am teuren Erztransport mit der Seilbahn und einer Schmalspurbahn. 1930 betrug daher die Belegschaft nur noch 4 Mann, die mit der Wasserhaltung beschäftigt waren.[17]
Kriegsjahre
Vom 19. März 1945 an stand die Grube Georg unter Artilleriebeschuss. Am 23. März erhielt das Aktenzimmer im Zechenhaus einen Volltreffer. Einen Tag später wurden die Streben des Fördergerüsts von Schacht I von einem deutschen Kommando gesprengt. Dieses sollte als möglicher Beobachtungsturm an der Autobahn nicht den anrückenden Alliierten in die Hände fallen. Die Sprengung und das anschließende Artilleriefeuer richteten schwere Schäden an der Tagesanlage an. Am 25. März wurde die Grube Georg von amerikanischen Truppen besetzt.[18]
In der Folge stand die Grube Georg unter französischer Verwaltung mit Sitz in Koblenz. Da die Erze bei der Besatzungsregierung begehrt waren, wurde das gesprengte Fördergerüst kurzfristig wieder aufgebaut. Nach der Wiederinbetriebnahme der Eisenbahnlinien in der Region wurde auch wieder mit dem Erzversand begonnen.[19]
Bereits 1946 war die Grube Georg erneut betriebsbereit. Aufgrund der unregelmäßigen Stromversorgung konnte die Erzgewinnung jedoch noch nicht aufgenommen werden. Im September des Jahres wurde der Betrieb dann wieder in geringem Umfang und mit 96 Bergleuten angefangen.[20]
1947 erreichte die Grube Georg eine Förderung von 55.528 Tonnen Spateisenstein mit 235 Bergleuten.[21]
Die Blütezeit der Grube Georg
Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit führte zu einer deutlichen Absatzsteigerung. Gleichzeitig nahm jedoch die Sorge nach dem Versiegen der Erzvorkommen zu. 1953 wurde die Erzbergbau Siegerland AG gegründet, unter der nun 5.039 Bergleute und 418 Angestellte in der Region vereinigt wurden. Ziel war die Entwicklung effizienter Betriebsstrukturen im gesamten Siegerländer Westerwälder Erzrevier.[22]
Auf Grube Georg entwickelten sich die Erzaufschlüsse weiter positiv. Der tektonisch stark zerrissene Erzgang hatte sich zur Teufe hin zu einem mächtigen Spatmittel geschlossen. Daher entschied man sich zum Bau eines zweiten Förderschachtes. Dieser wurde nun sowohl von der Tagesoberfläche, von der 500 und von der 550 Meter-Sohle aus hergestellt. Die Fertigstellung erfolgte 1953. Im neuen Schacht konnten nun 4 Förderwagen gleichzeitig gehoben werden. Zudem wurde unter Tage nahezu eine Vollmechanisierung erreicht. Damit stieg die Tagesförderung auf 700 bis 750 Tonnen.[23]
Auch die Tagesanlagen wurden erweitert. Schacht 2 erhielt Lesebänder, eine magnetische Rostaufbereitung und ein neues Zechenhaus. Am 19. Juni 1954 ging die gesamte neue Anlage in Betrieb. An der Eröffnungsfeier nahm auch der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Dr. Peter Altmeier, teil.[24]
Schacht I wurde nun weitgehend als Wetterschacht genutzt und die alten Aufbereitungsanlagen zurückgebaut. Die tägliche Förderung belief sich im Jahr 1960 auf 740 Tonnen, das entsprach 17.020 Tonnen im Monat. Der Abbau erfolgte im Firstenstoßbau mit Schrappern.[25]
Der Wasserzulauf auf Grube Georg war mit 0,9 m³/min sehr gering. Zudem wurde eine aktive Bewetterung nur in Vorrichtungs- und Untersuchungsstrecken benötigt.[26]
Die Aufbereitungsanlagen
In den 1960er Jahren erfolgte die Aufbereitung der Erze durch eine Vorzerkleinerung mit Lesebändern für die Grobberge und den kupferhaltigen Spat. Anschließend wurden die Erze in sechs Hochleistungsröstöfen und einer elektromagnetischen Aufbereitung weiterverarbeitet.[27]
Neben der Rosterzaufbereitung wurde auf Grube Georg auch Chalkopyrit als Kupferzrohhaufwerk als Nebenprodukt aufbereitet. Die kupferhaltigen Erze wurden mit LKW in die Flotationsanlage der ehemaligen Grube Victoria nach Littfeld nördlich von Siegen gefahren.[28]
Der Transport der Erze
Der Erztransport wurde auf Grube Georg im Laufe der Zeit sehr unterschiedlich organisiert.
Der Transport der Erze aus den Horhauser Gruben erfolgte zunächst mit Pferdefuhrwerken zur Sayner Hütte.[29]
Die zunehmende Technisierung der Grube Georg führte 1899 zum Bau einer Drahtseilbahn zur Grube Louise. Diese verfügte über eine Schmalspurbahn, mit der man die Erze zur Eisenbahnlinie am Bahnhof Seifen transportierte. Die Drahtseilbahn war etwa 4 Kilometer lange und führte von den Aufbereitungsanlagen der Grube Georg bis zur Verladung an der Grube Louise. Hier wurden die Erze dann gemeinsam mit denen der Grube Louise weitertransportiert.[30]
Nachdem die Grube Louise 1929 geschlossen worden war, wurde bald danach auch die Schmalspurbahn aus Kostengründen stillgelegt. Nach der Wiederinbetriebnahme der Grube Georg erfolgte der Erztransport nun mit LKW zum Bahnhof Oberlahr, wo bereits 1912 die Wiedtalbahn gebaut worden war.[31]
Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte der Abtransport der Erze mit LKW zum 14 Kilometer entfernten Bahnhof Dierdorf, da die Eisenbahnlinie im Wiedtal nicht wieder in Betrieb genommen worden war. In Dierdorf wurden die Erze auf die Eisenbahnlinie Altenkirchen-Koblenz verladen.[32]
Auf der Suche nach neuen Erzvorkommen
Von der Grube Georg aus wurden im Laufe der Zeit verschiedene Untersuchungsstrecken vorgetrieben. Hiermit versuchte man neue Erzvorkommen zu erkunden.
In den Jahren 1936 bis 1943 untersuchte man von der 350 Meter-Sohle aus das Grubenfeld Nörr. Hiermit wollte man gleichzeitig eine Fortsetzung der Georggänge in nördliche Richtung untersuchen. Im Feld Nörr traf man ebenfalls nur unbauwürdige Gangbereiche an.[33]
In den Jahren 1942 bis 1944 versuchte man weiter südlich, in Richtung der Grube Girmscheid, weitere Vorkommen zu finden. Die 1.100 m lange Strecke erbrachte keine nennenswerten Ergebnisse.[34]
Zwischen 1953 und 1961 trieb man auf der 500 Meter-Sohle eine Strecke unter das Feld Catharinenglück, im Bereich der Grube Louisenglück und Alexander. Mit mehreren Suchquerschlägen erreichte der Stollenvortrieb eine Gesamtlänge von 4.700 Metern. Man traf jedoch nur verquarzte, unbauwürdige Gangzonen an.[35]
Im Jahr 1960 unterfuhr man auf der 550 Meter-Sohle die Grube Friedrich Wilhelm. Hier traf man einige Gangstücke an.[36]
Absatzprobleme und Grubenschließungen
Bereits Ende der 1950er Jahre nahmen die Absatzprobleme für das verhältnismäßig teure Siegerländer Eisenerz zu. Zum einen konnten aus Übersee günstige Erze importiert werden, gleichzeitig stiegen die Betriebskosten, auch durch ansteigende Lohn- und Sozialkosten, deutlich an. Im Siegerland wurden in der Folge zahlreiche unrentable Bergwerke geschlossen. Gleichzeitig wurden einzelne, noch rentabel arbeitende Bergwerke weiter modernisiert und zusammengelegt. Schließlich blieben nur die Grube Eupel (Hövels), die Grube Füsseberg (Daaden) und die Grube Georg übrig. Hier arbeiteten insgesamt noch 2.000 Bergleute.[37]
Die Hüttenwerke an der Ruhr kündigten nun an, ab dem 1. April 1965 kein Erz mehr aus dem Siegerland abzunehmen. Zum 31. März 1965 wurden die letzten Bergwerke im Siegerland, darunter auch die Grube Georg, endgültig stillgelegt. Die Restmenge an Spateisenstein in den bekannten Vorkommen wird auf 35 Millionen Tonnen geschätzt.[38]
Alleine zwischen 1949 und 1965 waren auf der Grube Georg 1,7 Millionen Tonnen Spateisenstein und 5.000 Tonnen Kupfererze gefördert worden.[39]
Fotos von Grube Georg
Verfasser: Christoph Eul und Roger Lang
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ vgl. Schäfer, A. (2020): Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument). unveröffentlichtes Manuskript
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 591
- ↑ vgl. Schäfer, A. (2020): Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument). unveröffentlichtes Manuskript
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 591
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 60
- ↑ vgl. Schäfer, A. (2020): Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument). unveröffentlichtes Manuskript
- ↑ vgl. Schäfer, A. (2020): Die erste Maschinenschachtanlage auf Grube Georg (Dokument). unveröffentlichtes Manuskript
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 594
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 591
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 594
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 146
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 146
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 138
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 161
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 163
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 164
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 164
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 166
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 172
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 172
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 595
- ↑ Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 60
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 594
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Hoffmann, A. (1964): Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke - Betzdorf. Glückauf, S. 182
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 182
- ↑ Koch, H.-G. (1982): Erzväter. Gudrun Koch, S. 184
- ↑ vgl. Golz, R. et.al. (2012): Siegerland & Westerwald. Bode, S. 595