Barbaraturm (Malberg)

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Barbaraturm (Malberg)
GeoBlick im
Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus
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Steckbrief
Baujahr: 2012
Höhe der
Aussichtsplattform
18 Meter
Öffnungszeiten: ganzjährig geöffnet
direkter QR-Code zum Beitrag
www.qltr.de/qrka0172


Das Fördergerüst stand einst über dem Westschacht in Bad Grund im Harz. Seit 2015 ist der heutige Förder- und Aussichtsturm ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel auf der Steineberger Höhe.
Der GeoBlick auf der Aussichtsplattform ist zudem eine Station der vorbeiführenden GeoRoute Druidensteig.

Ein Förderturm geht auf Reisen

Der Barbaraturm hat eine ungewöhnliche Reise hinter sich. Früher stand er als Fördergerüst über dem Westschacht des Blei-Zink-Erzbergwerks Grund in Bad Grund im Harz.

Der Westschacht wurde 1933 begonnen und erreichte in mehreren Etappen bis 1960 zuletzt eine Tiefe von 518,29 m. Er diente der Frischluftversorgung (Bewetterung, Abluftschacht) sowie zur Förderung von taubem Gestein (Bergeförderung) und zur Beförderung von Material. Auch zur Personenbeförderung (Seilfahrt) wurde der Schacht genutzt.

Das stählerne Fördergerüst wurde im Jahr 1941 von der Fa. Louis Eilers / Hannover errichtet. Die Seilscheibenachse liegt 17,43 m hoch. Die dazu gehörige Fördermaschine, eine elektrische Trommelfördermaschine mit einer Leistung von 125 kW, stammt aus dem Jahr 1942 und wurde von der Fa. Schmidt, Kranz & Co. aus Nordhausen konstruiert.

Im Jahr 1992 wurde das Erzbergwerk Grund stillgelegt. Die kleine Anlage am Westschacht blieb zunächst mehr oder weniger unverändert erhalten, bis schließlich am 29. März 1999 das Fördergerüst demontiert wurde. Normalerweise landen diese Wahrzeichen des Bergbaus dann auf dem Schrottplatz. Doch das Fördergerüst des Westschachts sollte eine andere Bestimmung erhalten:

Bernd Mudersbach, Bergbauenthusiast und Inhaber der Firma MUDERSBACH GmbH & Co. KG aus Friedewald, rettete damals den Turm vor der Verschrottung. Das Fördergerüst wurde sauber in zwei große und mehrere kleine Teile zerlegt und nach Friedewald transportiert. Dort lagerte es 14 Jahre auf dem Hof der Firma MUDERSBACH und wartete darauf, einen neuen Platz zu finden. Schließlich entschloss sich die damalige Verbandsgemeinde Gebhardshain, den Turm mit Aussichtspunkt als Ergänzung des in Steinebach befindlichen Besucherbergwerkes Grube Bindweide hier auf der Steineberger Höhe wieder aufzubauen zu lassen.

Im Herbst 2013 war es soweit. In Millimeterarbeit wurden die Teile des Turms vor Ort mit großen Kränen zusammen gesetzt. Zunächst wurde nur die Trommel der Fördermaschine, immerhin mit einem Durchmesser von 3 Metern, wieder aufgebaut. Im Frühjahr 2014 erhielt der insgesamt 22 Meter hohe Turm schließlich ein kleines Schachthaus, ähnlich dem ursprünglichen Gebäude des Westschachts im Harz.

Heute ist das ehemalige Fördergerüst nicht nur ein Anziehungspunkt für Wanderer entlang des Druidensteigs, sondern auch ein wieder gewonnenes Wahrzeichen des einst so bedeutenden Bergbaus im Gebhardshainer Land.

Der Barbaraturm wird GeoBlick

Im Jahr 2018 wurde der Förder- und Aussichtstturm um einen "GeoBlick" erweitert. Zwei große Panoramatafeln auf der Besucherplattform erläutern seitdem die Sehenswürdigkeiten im Umland. Die Darstellungen wurden mit dem Angebot des Nationalen GEOPARKS Westerwald-Lahn-Taunus verknüpft und offiziell in die Kategorie "GeoBlick" aufgenommen.

Der Barbaraturm bekommt ein Maschinenhaus

Im Jahr 2023 bekam der Barabaraturm eine weitere Attraktion. Passend zu der bereits aufgestellten originalen Seiltrommel gab es noch die historische Fördermaschine. Die heutige Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain ließ mit finanziellen Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz ein Schutzdach errichten. Hier wurde dann die originale Fördermaschine mit allen erhaltenene Elementen wieder errichtet und ist nun ganzjährig öffentlich begehbar.

Die Trommelfördermaschine des Westschachts

Als Fördermaschine bezeichnet man im Bergbau eine maschinelle Einrichtung, die dem Antrieb von Förderkörben oder -gefäßen in Schächten dient. Grundsätzlich bestehen Fördermaschinen aus folgenden Komponenten:

  • Seilträger
  • Antrieb (Antriebsmaschine, ggf. mit Getriebe)
  • Bremseinrichtung
  • Steuer- und Regeleinrichtung
  • Bedienstand

Als Seilträger dienen im Wesentlichen Seiltrommeln oder Treibscheiben. Der Antrieb kann durch Wasserkraft, Druckluft, Dampf oder elektrischen Strom erfolgen. Heutzutage sind elektrische Fördermaschinen Stand der Technik.

Die Maschine am Barbaraturm

Die hier aufgestellte Fördermaschine des ehemaligen Westschachts des Erzbergwerks Grund im Harz gehört zu den elektrischen Fördermaschinen mit Trommeln als Seilträger. Errichtet wurde sie im Jahr 1942 durch die Firma Schmidt, Kranz & Co. aus Nordhausen. Sie diente bis zur Stillegung des Bergwerks im Jahr 1992 der Förderung von taubem Gestein, der Beförderung von Material und auch der Personenbeförderung (Seilfahrt) dieses 518 Meter tiefen Schachts der Zink-Bleierzgrube.

Doppeltrommel mit 3 Metern Durchmesser

Der Westschacht war doppeltrümig ausgelegt, das bedeutet, dass zwei Förderkörbe nebeneinander im Schacht auf- und niederfuhren. Daher besitzt die Fördermaschine eine Doppeltrommel mit 3 Metern Durchmesser, auf der zwei getrennte Förderseile liefen. Eine Trommel wickelte dabei das Seil von oben auf (oberschlägig), die andere gleichzeitig von unten (unterschlägig). So reichte ein Antrieb aus, um beide Förderkörbe zu bewegen. Das Gewicht der Doppeltrommel beträgt 21 Tonnen! Die Förderseile haben einen Durchmesser von 23 mm und waren für eine Seilbruchlast von 38 Tonnen je Seil ausgelegt.

Elektrisch angetrieben und luftgebremst!

Die Doppeltrommel wurde von einem drehzahlregelbaren Elektromotor mit 125 kW Leistung angetrieben. Als Bremse kam eine 4-Backen-Druckluftbremse zum Einsatz, die über einen elektrischen Kompressor mit Druckluft versorgt wurde. Beide wurden vom Bedienstand aus mit dem Fahrtregler gesteuert. Die reguläre Fahrgeschwindigkeit betrug 8 Meter pro Sekunde, das entspricht etwa 29 km/h.

Teufenzeiger und Anschlagglocke

Ein weiteres wichtiges Element war der mechanische Teufenzeiger, an dem man die Position der Förderkörbe im Schacht ablesen konnte. Auf dem Teufenzeiger befindet sich die Anschlagglocke, mit der die Fahrsignale übermittelt wurden. Die Bedeutung der jeweiligen Signale ist auf der erhaltenen Signaltafel abzulesen. So signalisiert ein Schlag „Halt“, zwei Schläge „Auf“ und drei Schläge „Hängen“, d.h. abwärtsfahren. Die Redewendung „Hängen im Schacht“, gleichbedeutend mit „nichts geht mehr“, hat wahrscheinlich hier ihren Ursprung! Ein Grubentelefon zur direkten Kommunikation mit den Bergleuten unter Tage gehörte ebenfalls zur Ausrüstung des Fördermaschinisten.

Gerettet und wieder aufgebaut!

Bernd Mudersbach, Bergbauenthusiast und Inhaber der Firma MUDERSBACH GmbH & Co. KG hatte 1999 zusammen mit dem Fördergerüst des Westschachts, das wir heute als Barbaraturm erleben können, auch die Komponenten der Fördermaschine vor der Verschrottung gerettet. Nachdem zunächst nur die Doppeltrommel am Barbaraturm aufgestellt wurde, hat die Firma MUDERSBACH im Jahr 2023 die restlichen Komponenten und Teile der Fördermaschine hergerichtet und an den jetzigen Standort verbracht. Mit einer neuen Überdachung versehen, konnte so dieses beispielhafte Ensemble einer Förderanlage und damit ein Stück Technikgeschichte für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

Bezug zur Grube Bindweide=

Die Förderanlagen des Eisenerzbergwerks Grube Bindweide befanden sich in Steinebach im Ortsteil Bindweide. Sie hatten eine ähnliche Größenordnung. Im Besucherbergwerk Grube Bindweide kann unter Tage in einer Teufe von 86 Metern auf der Sohle des Tiefen Stollens das noch erhaltene Füllort am Schacht 1 mit dem Original-Förderkorb besichtigt werden.

Fotos vom Barbaraturm


Verfasser: Christoph Eul und Roger Lang